Leseprobe


Regina Wall: Freche Lippen, heißer Kuss

 

 

Freche Lippen, heißer Kuss

 

Die Pitbulls – heiß auf Eis!

Band 5

 


Als Svetlana die Wohnungstür aufgezogen hatte, hatte sie sich über das Flackern in Rafaels Augen gewundert. Als ob er sich fragen würde, wie zum Teufel er vor ihrer Tür gelandet war.

   Seltsam …

   Doch offensichtlich handelte es sich hier um eine Notlage, weshalb sie ihn hereinbat und ihn erwartungsvoll anblickte.

„Und wovor bist du auf der Flucht?“

   „Bei mir daheim ist Liebesschnulzen-Alarm – und das ertrage ich heute Abend einfach nicht.“

   „Ah, ich habe vorhin beim Zappen gesehen, dass so eine läuft.“

Sie grinste verständnisvoll. Dann sagte sie: „Das hält man keine fünf Minuten aus“, während Rafael zeitgleich seufzte: „Das erträgt man keine fünf Minuten.“

   Er stutzte und fing an zu lachen. „Danke. Das sehe ich ganz genauso.“ Er strich sich durch die dunklen Haare, die er seit Anfang des Jahres in einem neuen Schnitt trug, der ihm fantastisch stand. „Ich sage ja echt nichts gegen gute Liebeskomödien mit Niveau. Aber wenn ich mir diese Schmachtfetzen mit den vielen Familiengeheimnissen, Intrigen, adligen Schauplätzen und dem ganzen Drama-Drama-Drama anschaue, merke ich, wie mein Testosteronspiegel rapide sinkt und mein Gehirn minütlich mehr verseichtet.“

   Sie gluckste amüsiert auf. „Meine Petrow-Östrogene vertragen das auch nicht. Das müssen andere Hormone sein, die so etwas mögen.“ Er betrat das Wohnzimmer. „Außerdem gibt es ein Wort wie verseichten gar nicht.“

   „So ein Wort muss es geben“, warf er verzweifelt ein, „weil ich feststellen kann, was diese seichte Unterhaltung mit meinem Gehirn anstellt. Noch so ein Film und du kannst mich in die geschlossene Anstalt einweisen lassen!“ Er schüttelte den Kopf. „Die tränendrückenden Melodramen sind auch nicht besser. Da sterben immer alle am Ende des Films, weil sie entweder ertrinken, im Krieg fallen oder dem Krebs erliegen.“

   „Du kennst dich aber gut aus“, neckte Svetlana ihn und zog ihren Bademantel enger.

   In stummer Verzweiflung verdrehte er die Augen und zählte

auf: „Rührstück, Seifenoper, Schmonzette, Liebesschnulze … Muss ich mir da jetzt Sorgen um den Grad meiner Männlichkeit machen, dass ich all die Feinabstufungen kenne?“ Erneut fuhr er durch

sein längeres Deckhaar und brachte es so in Unordnung, dass

Svetlana sich zurückhalten musste, es ihm nicht wieder glatt

zu streichen. „Da lobe ich mir doch ein bisschen Gewalt und Horror in Schwarz-Weiß.“ Er blickte sie flehend an. „Können wir bitte, bitte einen von deinen alten Horrorfilmen anschauen?“

   Sie konnte nicht anders und musste lachen. „Ja, klar. Hol dir was zum Trinken und such dir was aus meiner Sammlung raus.“

   „Ich weiß schon, wonach mir der Sinn steht. Ich brauche jetzt was mit einem netten, possierlichen Tierchen wie in Tarantula. Okay?“

   Svetlana grinste breit. „Du weißt, dass du das nicht fragen musst. Auf meinen Lieblingsfilm habe ich immer Lust.“

   Mit Herzklopfen verschwand sie in ihrem Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Ihre Gedanken rasten …

   Rafael war hier. Bei ihr. Weil seine Freundin nervte.

   Ja!!

   Okay, ihr Filmgeschmack nervte …

   Aber trotzdem!

   Die Hoffnung in Svetlanas Herz war ein nicht totzukriegendes Ding, das zu den unmöglichsten Zeiten aufblühte und energisch um Zuwendung bettelte. […] Manchmal war sie echt ein hoffnungs­frohes, dummes Huhn.

   Reiß dich mal zusammen, schimpfte sie innerlich. Rafael ist vergeben und will jetzt genauso viel von dir wie in den letzten zwölf Jahren. Nämlich nichts.

   Erstaunt schüttelte sie den Kopf. Sie hatte wirklich jahrelang gedacht, sie sei über ihn hinweg. Doch wie es aussah, war ihre Schwärmerei für Rafael all die Jahre nur in ihrem Herzen konserviert gewesen. Hatte auf Eis gelegen und war nun wieder aufgetaut – warum auch immer.

   Man musste nicht alles verstehen im Leben.

   Sie legte dem aufkeimenden Funken Hoffnung Handschellen an und rief sich innerlich zur Ordnung. Sie hatte einen Gast, um den sie sich kümmern musste … wollte. Deshalb atmete sie einmal tief durch und betrat die Küche, wo sie Rafael fand.

   In der Hand hielt er eine Packung Maiskörner. […] „Die habe ich gerade entdeckt. Meinst du, wir können wenigstens eine kleine Schüssel salziges Popcorn machen? Wie früher?“ Seine Augen leuchteten in diesem stürmischen Blau, dem sie seit ihrer Jugend irrsinnigerweise verfallen war – und das ihr jetzt wieder Herzklopfen bereitete.

   „Klar. Aber wie ich dich kenne, hast du Hunger auf was Richtiges, bevor wir zum Knabberzeug kommen, oder?“

   Das Leuchten wurde intensiver und sein Lächeln noch strahlender. Svetlana spürte, wie ein sehr warmes Gefühl in ihrem Bauch entstand, das nicht vorhanden sein sollte.

   Dummes Huhn, flüsterte die Stimme in ihrem Kopf.

   Klappe!

   Sie zog ein Geschirrtuch von einem Backblech. „Ich habe selbst gebackenen Lauchkuchen übrig. Außerdem von gestern noch einen Rest Hackbraten mit Soße, der wunderbar dazu passen würde.“

   Rafael atmete konzentriert aus und versuchte, seinen gierigen Blick zu dämpfen. Armer Mann.

   Dann blickte er sie mit unterdrücktem Heißhunger an, dass sich Svetlana zum ersten Mal wirklich vorstellen konnte, wie es wäre, wenn er sie als Frau mit einem solchen Verlangen betrachten würde …

   Doch das wird niemals passieren!

   „Oh Svetlän'sche, dafür würde ich dir am liebsten die Füße küssen“, seufzte er.

   Tja, mit Speck fing man Mäuse, dachte Svetlana. Und damit sie gern und freiwillig bei einem blieben, musste man sie eben mit leckeren Sachen füttern.

   Von diesem Spruch hatte Valerie wohl noch nie etwas gehört.


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– Diplomarbeit –