Dieses hinterhältige Haustier wohnt mit Sicherheit bei jedem zuhause: Der innere Schweinehund. Meistens ist er ganz unauffällig und
ruhig, macht mit keinem Mucks auf sich aufmerksam. Er lebt in einer ganz, ganz ruhigen Ecke (im Keller, auf dem Dachboden, in der Rumpelkammer), braucht nichts zum Essen und auch kein
Gassi-Gehen. Man hat ihn schon völlig vergessen, bis er einem plötzlich auf der Schulter sitzt … und mit einem teuflischen Geflüster die eigene Moral untergräbt – und man sich geschlagen gibt.
Meist mit einem schlechten Gewissen.
Denn der innere Schweinehund taucht immer dann auf, wenn man
1) eine unliebsame Aufgabe in Angriff nehmen soll (Wohnung putzen, Lohnsteuer machen)
2) einen guten Vorsatz in die Tat umsetzen will (mehr Sport treiben und abends weniger essen) oder
3) wenn man sich ein Ziel gesetzt hat, das man erreichen will (endlich mal beim Schreiben des Romans weiterzukommen).
Mir geht es im privaten, aber auch schriftstellerischen Bereich nicht anders als jedem anderen Menschen. So wahnsinnig gerne ich an meinem jeweiligen aktuellen Roman arbeite und so sehr ich es liebe, mich in diese fiktive Welt zu vergraben, kriege ich manchmal einfach nicht die Kurve.
Ich weiß, dass die Bedingungen zum Schreiben an manchen Tagen ideal sind (ich muss nicht zur Arbeit, bin allein zuhause und habe keine weiteren Termine). Doch dann fällt mir ein, dass ich noch dieses oder jenes erledigen sollte, damit ich es hinter mir habe:
1) Mails schreiben, um Dinge abzuklären, was mein ehrenamtliches Engagement in Vereinen u.a. betrifft.
2) Die Versicherung anrufen, um eine Kostenerstattung zu regeln.
3) Schnell ein paar Rechnungen überweisen.
4) Zwischendurch einen guten Kaffee trinken.
5) Telefonisch einen Termin ausmachen.
6) Eine Runde auf der Couch lümmeln und lesen.
7) Und einen Bisquit für Erdbeerkuchen könnte ich jetzt in der Erdbeerzeit auch mal wieder backen. :-)
Lauter tolle Ausreden. Echt schlimm, ich weiß! ;-)
Der innere Schweinehund ist – auch wenn er manchmal in süßer, putziger Verkleidung daherkommt – ein heimtückisches, niederträchtiges und gemeines Haustier mit einem schadenfrohen Grinsen im Gesicht, wenn es Erfolg hat.
Und doch … Manchmal merke ich, dass mein Körper die Ruhephasen zum Auftanken benötigt – oder mein Geist den Abstand zu meiner neuen Geschichte, damit mir eine Unstimmigkeit oder ein grundlegendes logisches Problem auffällt.
Dann ist es also gut, einen inneren Schweinehund zu haben? Ich denke, manchmal schon. Nur ist es wichtig, ihn nicht immer gewinnen zu
lassen – egal wie süß er ist. ;-)
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